Ausgabe 6/22
Liebe Leserinnen und Leser,
wenn das Heft erscheint, neigt sich das Jahr 2022 dem Ende entgegen. Uns allen brachte es eine zugespitzte Krisensituation: Die „Corona-Krise“ noch nicht bewältigt, hat die zum Krieg gewordene Krise um und in der Ukraine Folgen für uns alle. Dazu die Energiekrise, die drohende Gefahr eines Atomkrieges und die mit allem verbundene Wirtschaftskrise. Dann ist da noch die Klima-Krise. Für all das ist die herrschende und regierende Politik verantwortlich, auch wenn diese im Verbund mit den etablierten Medien gern so tut, als seien die Krisen vom Himmel gefallen – oder allein vom russischen Präsidenten Wladimir Putin verursacht.
Dieses Heft bietet Aufklärung über die tatsächlichen Ursachen, auch über die Folgen. Es geht nicht nur ums Warum, sondern auch um das Wohin. Dabei wollen und können wir keine Ratschläge oder gar den einen vermeintlich wahren Weg vermitteln, wie mit einer Krise umgegangen und welcher Weg herausgenommen werden kann.
Dazu gibt es genug Angebote, die einen ehrlich, die anderen nur darauf aus, dass Krisengeplagte dafür zahlen – ohne jemals das eine, von vielen erhoffte Rezept bieten zu können.
Immer mehr Menschen suchen nach eigenen Wegen, mit der Krise, die sich in verschiedenen Formen und Dimensionen zeigt, umzugehen, suchen nach Auswegen und Alternativen. Eine ganze Reihe von ihnen nimmt Abschied von einem System, von dem sie erkannt haben, dass sie darin nichts zählen, dass ihre bio-psycho-sozialen Bedürfnisse ignoriert und sie nur als Verfügungsmasse für Macht- und Profitinteressen benutzt werden. Auch davon handeln Beiträge in diesem Heft, das trotz allem zeigen will, dass konkrete Alternativen möglich sind. Zu der Hoffnung gehört aber ebenso Skepsis und die Ungewissheit, was die Zukunft tatsächlich bringt.
Schon 2013 schrieben fünf renommierte Sozialwissenschaftler in dem Buch „Does Capitalism Have a Future?“ (Deutsch 2019: „Stirbt der Kapitalismus?“): „Die kapitalistische Strukturkrise kann eine Möglichkeit sein, die menschlichen Angelegenheiten auf eine Weise zu reorganisieren, die mehr soziale Gerechtigkeit schafft und für einen bewohnbaren Planeten sorgt.“ Sie rechneten damals damit, dass der Kapitalismus in den nächsten Jahrzehnten an seine Grenzen kommt und die systemimmanenten Krisen und Konflikte zunehmen. Dagegen schrieb der Historiker Georg Fülberth 2005: „Wie lange es den Kapitalismus geben wird, wissen wir nicht.“ Mit Blick auf die Geschichte des Feudalismus könne es sein, dass dieses System noch etwa 500 Jahre vor sich habe. „Alle Zusammenbruchstheorien haben sich bisher als irrig erwiesen. Sie verwechselten den Übergang von einer Form des Kapitalismus in eine andere mit einer Endkrise.“
Widerstehen wir dem Versuch der Mächtigen und Herrschenden, mit der gezielt angeregten Angst vor den Krisen uns in Ohnmacht und Willenlosigkeit zu versetzen. Ihnen geht es nur darum, trotz der selbstverursachten Krisen weiterhin ihre Macht und Herrschaft sichern zu können. Das gilt ebenso für die Medien, weshalb diese neue Ausgabe des Magazins unser Beitrag für die Selbstermächtigung von uns allen ist.
Ich wünsche Ihnen auch mit diesem Heft Wissensgewinn und Lesespaß sowie für das Jahresende erholsame und entspannte Feiertage und einen guten Wechsel in das neue Jahr! Möge es uns allen viel Gutes bringen – wofür wir selber sorgen müssen.
Ihr Tilo Gräser
Redaktionsleiter
Inhaltsverzeichnis Heft 6/22
2 Weihnachtslegende – von Heinz Kahlau
3 Editorial
5 Impressum
6 Die große Ablenkung von der großen Krise – von Rudolph Bauer (Langfassung online hier)
10 „Stresstest Corona“ und das Versagen der Medizin – von Tilo Gräser
14 Von Caligari zu Corona – von Matthias Krauß
17 PoliTalk: Wer Menschen zu „Ratten macht“ … – Kolumne von Uli Gellermann
18 Deutschland geschwächt, die USA gestärkt – von Wolfgang Bittner
20 Pax Humana statt Pax Americana – von Petra Erler
23 „USA wollen andere Länder zu Wirtschaftssatelliten machen“ – Interview mit Michael Hudson; Teil 3 (Langfassung online hier)
26 Zerfallende Weltbilder – von Rüdiger Rauls
29 Was geschieht in der Ukraine? – von Andrej Reder
32 „Hoffe nicht, dass wir uns auf einen Atomkrieg zubewegen” – Interview mit Daniele Ganser
35 „Gemeinschaftliches Handeln dringlicher denn je” – Interview mit Simon Junge
38 In den Umzugskisten von 2019 – von Naomi Wolf
42 „Gallische Dörfer” - Aus kleinen Bächen ein kräftiger Fluss – von Sophia-Maria Antonulas
44 „Du bleibst doch immer, was du bist” – von Werner Köhne
47 Völlig losgelöst in Schweden – Interview mit Tobias Morgenstern
50 Krisenfreie Branche: Luxuswarenhersteller – von Thomas Trares
52 „Die Zeit reicht nicht mehr” – Interview mit Rainer Land
55 Spiritualität als Ausweg aus der Krise – von Uwe Alschner
58 Gesund Sein – Kolumne von Michael Nehls
60 Neuer Blickwinkel - neue Sicht – von Pia Maria Schulze
61 „Musik ist die Weltsprache Nummer Eins” – Interview mit Tino Eisbrenner
64 Buchtipps
66 Medienrealitäten – Kolumne von Michael Meyen
67 Humor
Der Titel wurde von Heike Matthées gestaltet.