6. Dezember 2022

„Leben und leben lassen“

Von Redaktion ViER.

Der Chansonsänger Karsten Troyke ist einer der wenigen Künstler, die sich trauen, die Corona-Politik öffentlich zu kritisieren. In einem neuen Lied sing er: „Jeder soll so leben, wie er leben mag“. Im Interview spricht er über das Schicksal der Künstler, seine Erfahrungen in der DDR und heutige Absurditäten. (aus Heft 5/22)

ViER.: Herr Troyke, Sie sind einer der wenigen Künstler, die sich trauen, öffentlich Kritik an der Corona-Politik zu üben. Was stört Sie am meisten?

Karsten Troyke: Ja, es sieht so aus, als ob es wirklich nicht viele sind. Vielleicht wäre das anders, wenn Worte wie „Querdenker“ nicht eine neue Bedeutung bekommen hätten und als „rechts“ geframed wären. Auch das überall wiederholte Mantra, man grenze sich nicht von Nazis ab, schreckt sicher viele Kollegen ab. Ich denke, das ist, was mich am meisten stört, aber da kann man wohl nichts machen. Außerdem ist es auch so, dass ich inzwischen ab und zu mitbekomme, dass „Veranstaltungen mit Herrn Troyke“ abgesagt werden. Vieles bekomme ich auch nicht mit, vermutlich. Auch so etwas wird andere davon abhalten, mal ein Lied bei einem Friedensfest zu singen. Und ich sehe auch, dass viele wirklich glauben, dass die derzeitige Politik zwar ihre Schwächen hat, aber letztlich doch zum Wohl der Menschen gemacht wird. Und das stört mich weniger, als dass es mich vollkommen verwundert. (Foto: scottiberlin)

Wer die Corona-Maßnahmen kritisiert, wird meist diffamiert. Welche Reaktionen bekommen Sie auf ihre kritische Haltung? Gibt es Kollegen und Freunde, die sich deswegen von Ihnen distanzieren?

Ich habe keine Freunde verloren, „Facebook-Freunde“ ja, aber keine im richtigen Leben. Auch meine Kollegen, selbst wenn sie meine Meinung nicht teilen, sagen: Mach, wie Du denkst, man kann ja eben unterschiedliche Ansichten haben. Ich habe allerdings auch das Glück, mir meine Kollegen aussuchen zu können – und Lieder singen vereint uns eh. Manche machten sich im vorigen Jahr Sorgen, ich solle mich doch lieber schützen mit einer Impfung, aber das war aus Liebe gedacht. Jetzt sagt es keiner mehr. Ich nehme natürlich die schlimmen Diffamierungen in der Öffentlichkeit wahr, Stichwort #ichhabemitgemacht. Aber das ist gewissermaßen konsequent, denn wenn man glaubt, eine fehlende Maske kann zum Beispiel bewirken, dass jemand angesteckt wird und stirbt, muss man auch denken: „Der ist ein Mörder, der sich und andere nicht schützt.“ Die gebotenen Maßnahmen schützen aber nicht. Ich bin ja kein Mediziner, kann und will da also nicht wirklich argumentieren. Vielleicht liege ich ja falsch, aber ich fand die Bücher zum Beispiel von Wolfgang Wodarg und Sucharit Bhakdi sehr einleuchtend. Und was sie erklärten, stimmt überein mit dem, was ich sehe. Was ich seit März 2020 im TV gesehen habe, war vollkommen inkonsistent dagegen.

Sie haben die DDR von Anfang bis Ende erlebt und waren schon damals ein Regimekritiker. Wie sind Sie damals als Dissident in Erscheinung getreten?

Na, den Anfang der DDR habe ich nicht erlebt, da wäre ich jetzt älter, ich bin da hineingeboren worden. In eine kommunistische Familie. Bei uns war die Haltung sehr hoffnungsvoll und es sollte eine bessere Gesellschaft sein, die aufgebaut wird. Die Hoffnung wurde immer weniger, als ich Jugendlicher war. Das Wort „Regimekritiker“ wäre mir nicht in den Sinn gekommen, aber während der Armeezeit kam ich zu dem Schluss, daß wir im Prinzip Leibeigene waren. Und zwar: Stufe 1, wir sind da geboren und dürfen nicht wirklich raus. Stufe 2, wir müssen zur Armee. Stufe 3, wir müssen einen Eid schwören. Stufe 4, wir konnten jederzeit danach als Soldaten wieder einberufen werden. Also ganz ausweglos. Da habe ich die Friedensbewegung im Westen beneidet, wo es wohl auch nicht einfach war, zu verweigern, aber doch ohne Gefängnis möglich. Diese Haltung (ich kann eben nicht aushalten, wenn mir Leute Befehle geben) hat bewirkt, daß ich dann nicht mehr in der DDR studieren wollte. Ich suchte mir eine Arbeit in der evangelischen Kirche, Betreuung geistig behinderter Kinder. Das war ganz weg vom System. Die Arbeit war toll, und ich wurde nebenbei Liedermacher. Durch meinen Vater Josh Sellhorn hatte ich bald viele Auftritte. Mein Vater war einerseits bis 1976 auch ab und zu mit Stasileuten zu Gesprächen, also IM. Andererseits kannte ich durch ihn alle Lieder von Wolf Biermann. Mein Vater war auch als Manager für Jazzmusik und Lesungen („Jazz Lyrik Prosa“) derjenige, der Bettina Wegner noch vermittelt hat, als sie schon sehr unerwünscht war. Mit einem Trick: „Kurt Tucholsky und Songs von heute“ hieß das Programm ohne Künstlernamen, und irgendwie wusste jeder, welche Sängerin da kommt.

Als ich dann in den 1980ern auf den Bühnen war, fragten mich auch Oppositionsgruppen wie „Kirche von unten“, ob ich bei ihnen auftrete. Das habe ich einfach gemacht, wenn mir die Leute gefielen. Bis hin zum Auftritt 1989 in der Gethsemane-Kirche in Berlin. Das war ohnehin alles meist in den Kirchen in der DDR, woanders ging es nicht. Aber taufen habe ich mich nicht lassen. Es war schon klar, daß auch die Ziele meiner Familie von der besseren sozialistischen Welt nicht umgesetzt werden würden, im ganzen Ostblock nicht.

In der DDR gab es keinen sozialen Bereich, in dem der Informationsfluss nicht kontrolliert wurde. Seit der Corona-Krise erlebt die Zensur wieder eine Konjunktur – auch in der Kulturbranche. Sehen Sie da gewisse Parallelen zwischen damals und heute?

Doch, es gab auch gewisse soziale Bereiche, die in der DDR ganz entgegen der veröffentlichten Meinung Artikel brachten, zwar unerwünscht und von der Stasi beobachtet oder beeinflusst, aber es gab quasi-geheime Zeitungen. Auch diese unter dem Dach der Kirche. Natürlich war die Zensur allgegenwärtig, und es gab in den offiziellen Zeitungen, im Fernsehen und vor allem in Theatern oder Liedern und allgemein in der Kunst viele geschickte und auch geglückte Versuche, nicht allzu offensichtlich aber erkennbar, seinen Protest auszudrücken. Und manchmal gab es auch kluge Parteifunktionäre, die echte Diskussionen zuließen oder wünschten.

Die Parallelen zu heute sind merkwürdig: Ich denke, damals gab es einen stummen Konsens bei sehr vielen Menschen: „Die da oben spinnen ja wohl“. Das ist wohl der viel zitierte Zusammenhalt, der aber nicht wirklich schützte. Das wurde spätestens gegen Ende sehr schnell eine Mehrheit. Heute dagegen muss keiner sagen: „Schweig!“ Denn die Macht der Medien ist derart umfassend, dass die Mehrheit an die wechselnden Narrative immer wieder glaubt. Ich hoffe, ich irre mich da. Aber es kann sich nur schwer was ändern, wenn sich alle immer wieder uneinig sind. Und wenn sich dann sofort ein Journalist findet, der mich, vielleicht in diesem Moment jetzt, für ein solches Interview in eine rechte Ecke stellt.

Karsten Troyke am 6. August 2022 beim Friedensfest 2.0 im Berliner "Mauerpark" (Foto: Tilo Gräser)

Ansonsten scheint das ja jetzt auf allen Ebenen abzugehen: Beispiel: Die Sprache wird vermanscht. Und wer das nicht mitmacht, gilt als unmodern. Man muss dem System gegenüber gefällig erscheinen, sonst verkauft das keiner, sonst ist man nicht kompatibel. Man muss sich anpassen, um Karriere zu machen, wahrscheinlich sogar mehr als damals in der DDR. Wer einen Spielfilm nicht „divers“ besetzt, ist von gestern. Wieder ein Wort, das neue Bedeutungen erhält: divers. Es bedeutet ja nur „verschiedenes, nicht gleiches“. Oder Krimskrams. Dass diese Verschiedenheit sich jetzt nur noch auf Hautfarbe oder Sexualität zu beziehen scheint, kommt mir politisch gewollt vor und ist wohl eine Art Symbolpolitik. 

Übrigens gab es die Bezeichnung „Ewig-Gestriger“ auch in der DDR, ich glaube, ich hab sie jetzt wieder gehört. Genauso wie: „Du willst doch wohl nicht sagen, dass nur Du recht hast und alle anderen Unrecht.“ Doch, will ich manchmal. Und ich habe das früher schon in der Schule gehört. Ich war gewohnt, für solche Zustände immer die deutsche Mentalität zu beschuldigen. Aber wie man sehen kann, funktioniert das, zumindest in der „westlichen“ Welt, überall. Die heutige Art von Zensur ist bestimmt von einem viel stärkeren Anpassungsdruck, darum gibt es ja auch kaum noch echte Journalisten, wie mir scheint.

In der Corona-Krise haben sich sehr viele Künstler nicht getraut, Kritik an der Regierungslinie zu üben. Einige ließen sich sogar für diverse Kampagnen einspannen. Wie erklären Sie sich dieses größtenteils konforme Verhalten? Warum schweigen so viele, obwohl sie Unrecht wahrnehmen?

Vielleicht nehmen sie es ja nicht wahr. Menschen vergessen doch überraschend schnell. Es ist nur eine Woche Lockdown, damit wir Ostern feiern können. Es ist nur ein Stoffteil, damit alle geschützt sind. Es ist nur ein Piks, dann sind wir frei. Die Inzidenzen sind sehr wichtig. Die Inzidenzen sind gar nicht entscheidend. Die Freiheit wird am Hindukusch verteidigt. Die europäische Demokratie steht in der Ukraine auf dem Spiel. Für „Vulnerable“ muss es „Oktober bis Ostern“ Maßnahmen geben. „Frieren für den Frieden“ usw. usf. Das kann schon alles sehr verwirren. Meine ehrliche Antwort ist: Ich habe nicht die geringste Ahnung, warum sich Kollegen für solche Kampagnen einspannen lassen. Wegen Geld kann es kaum sein. Es muss damit zu tun haben, dass man auf der richtigen Seite stehen und ein guter Mensch sein will. Manche sind richtig geifernd fanatisch und lassen sich zu Sätzen hinreißen wie: „Die Corona-Leugner sollten ausgegrenzt und eingesperrt werden“. Das ist noch fast harmlos, es gibt noch mehr. Ich könnte da sogar Namen nennen, mache ich aber nicht.

Hatten es die kritischen Künstler in der DDR leichter als heute?

Einige wenige sicher nicht, wenn ich an direktes Berufsverbot denke oder an das Gefängnis. Aber in der Regel ja. Man wusste ja, vor wem man sich in Acht nehmen musste. Und mit dem Publikum war man sich meist einig. Heute ist selten klar, welche Sau morgen durch’s Dorf getrieben wird. Und was die Polizei heute betrifft, ist es auch seltsam. Da wurde mit brutaler Gewalt geprügelt, nur wegen Maskengebot im Freien. Dann wieder waren sie ganz nett, besonders diesen Sommer. Aber beim letzten Treffen an der Gethsemanekirche sollten wir plötzlich die Lautsprecher vom Publikum wegdrehen. Ohne sinnvolle Begründung. Dann sollen sie es doch lieber richtig verbieten, das kennen wir von früher, da fühlt man sich gleich zuhause. Dieser Wunsch ist natürlich nicht ernst gemeint, aber weit entfernt sind wir nicht mehr davon.

Wenn Sie die DDR-Zeit Revue passieren lassen, welche Gefühle kommen bei Ihnen hoch?

Viele schöne Begegnungen und es spielte sich fast alles in Wohnungen ab. Ich war auch so schön jung. Und dachte immer mal, wenn es nicht mehr geht, muss ich halt doch in den Westen.

Zum Gründungsmythos der DDR gehört der Antifaschismus. Sie selber wurden in eine antifaschistische Familie hineingeboren. Wie sind Sie in diesem Umfeld aufgewachsen?

Meine Urgroßeltern Liddy und Götz Kilian waren in der KPD. Sie waren sehr optimistisch, versteckten den bulgarischen Genossen Georgi Dimitroff in ihrem Haus, publizierten Aufrufe und hofften sehr, noch genug Menschen bei der Wahl 1933 zu gewinnen. Sie standen in Berlin-Köpenick weit vorne auf den Listenplätzen. Später sind sie von Berlin noch bis Hamburg gekommen, mussten sich jede Woche bei der Gestapo vorstellen oder wurden „heimgesucht“. 1940 starb mein Urgroßvater an den Folgen. Liddy arbeitete illegal, immer noch mit Optimismus, an einer besseren Welt. Sie kam nach der Befreiung nach Köpenick. Sie lebte mit uns in einem Haus und hat mir, ich bin 1960 geboren, alle Einzelheiten ihrer Verfolgung unter den Nazis erzählt. Wir besuchten gemeinsam ihre alten Genossen, Schriftsteller, Freunde, zurückgekommene Emigranten. Deutscher Nationalismus, eigentlich jeder Nationalismus, wurde bei uns zuhause zutiefst abgelehnt. So wuchs ich also mit dieser Art Zuversicht auf, auf der richtigen Seite zu stehen. Später verlor sie sich jedoch, wie ich ja vorher schon beschrieben habe. Geblieben ist davon wohl der Wunsch nach einer gerechteren Welt.

Wie fühlen Sie sich heute, wenn Sie auf Demonstrationen gegen die Corona-Politik auftreten und die „Antifa“ Sie und andere Teilnehmer als „Nazis“ beschimpfen?

Ich fühle mich wie in einem Paralleluniversum. Ich kann nachvollziehen, wenn zum Beispiel die „Omas gegen rechts“ die Information haben, Michael Bründel alias Captain Future sei eigentlich ein Rechtsradikaler, dass sie sich dann auf die gegenüberliegende Straßenseite stellen, um zu stören und zu rufen, da sie solche Aufmärsche nicht zulassen wollen. Aber inzwischen müssten sie eigentlich gesehen haben, dass diese Behauptungen nicht stimmen. Und dann sind viele Jüngere dabei, die brüllen. Gabriele Gysi sagte neulich, selbst auf dem Montagstreffen als Gast, dass die Schreihälse drüben ein Beispiel für mangelnde Erziehung seien. Am Rande einer „Friedlich Zusammen“-Demo habe ich gesehen, wie etwa 14-jährige Jungs um einen Älteren als Gruppe versammelt wurden, der sie anscheinend einwies. Und dann liefen sie los, um die Demoteilnehmer zu beschimpfen. Das ist für mich kein Antifaschismus. Noch so ein Wort, das jetzt eine andere Bedeutung bekommt.

Auf solchen Demonstrationen und Kundgebungen treten sie nicht nur als Redner auf, sondern spielen auch Ihre Musik. Worum geht es in den Stücken?

Meine Lieder sollen Freude bringen und Zuversicht verbreiten, Zusammenhalt. Anders als andere aus der Szene, glaube ich, dass auch eine gewisse Party-Stimmung hilfreich ist. Das russische Lied „Immer lebe die Sonne“ singe ich zum Beispiel, oder das jiddische und hebräische „Toda“, ein Danke an all das Schöne im Leben, auch inhaltlich passende Lieder von El Alemán: „In diesen Zeiten würd‘ ich gerne Flügel haben“. Um aus diesem Paralleluniversum zu entkommen. Ich freu mich auch sehr an den Liedern von Kollegen wie Jens Fischer Rodrian, Lüül oder Heike Mouna, die neulich einen wunderbaren Brecht-Song gebracht hat.

Sie haben erst kürzlich den Song „Jeder soll so leben, wie er leben mag“ veröffentlicht und ihn auf dem „Friedensfest 2.0“ im Berliner Mauerpark dargeboten. Das hört sich ganz nach einem Kommentar auf die Corona-Politik an. Welche Botschaft möchten Sie mit diesem Lied senden?

Na, das ist schon eindeutig, was der Titel sagt, verpackt mit einem Refrain ohne Text, den man gemeinsam singen kann. Der Titel ist die Botschaft „Leben und leben lassen“, die Angst, die vom Staat verbreitet wird, benenne ich und die mir selbst wichtigsten Zeilen lauten, als Vision:

„Und auch die Kinder sind wieder frei, zu atmen, zu wachsen, zu denken, zu schrei’n

Die alten Leute sind mit dabei, zu tanzen, zu lachen, zu erzähl’n, zu sein“

Denn die Kinder und die Alten litten und leiden am meisten unter den kaum noch durchschaubaren Maßnahmen. Hoffentlich kommt nicht durch, was da jetzt vom Gesundheitsminister vorgeschlagen wird, dann haben manche Kinder endgültig ihre Kindheit kaputt und weitere ältere Menschen sterben in einer Einsamkeit, die vollkommen sinnlos ist.

Nun hat die Corona-Politik solche Auftritte sehr selten gemacht. Viele Künstler haben Existenzängste. Wie beurteilen Sie den Schaden für die Kulturbranche?

Unabsehbar groß ist der Schaden. Denn es sind ja auch nicht nur die Künstler, es sind auch die, die Bühnen bauen, die Häuser am Laufen halten, Catering usw., die jetzt aufgegeben haben oder es nicht mehr schaffen. Es gab zunächst unkomplizierte staatliche Hilfen, die zum Teil aber wieder zurückgezahlt werden mussten. Darüber haben schon viele geschrieben. Und es gibt noch einen anderen Aspekt: Wenn weniger Kultur stattfindet und diese auch noch von schrägen Umständen begleitet wird, wirkt sich das auf die Moral der Menschen negativ aus. Hoffnungslosigkeit, Fatalismus und schlechte Laune greifen um sich. Und das auch noch in einer Situation der Inflation und Energiekrise. Als ich keine sogenannten 2G-Konzerte machte, habe ich Kommentare lesen können wie: „Schön! Eintrittsgeld gespart!“ Oder auch: „Ihr Ungepiksten versaut uns den Weg in die Normalität!“ Das ist auch nicht gut für die Kultur.

Glauben Sie, dass sich die Situation in den nächsten Jahren wieder bessert? Wie blicken Sie in die Zukunft?

Zuversichtlich. Aber fragen Sie mich nicht, warum. Es ist so ein Gefühl von: Das KANN ja nicht mehr lange so weitergehen. Außerdem sehen viele sogenannte westliche Regierungen so aus, als würden sie gleich auseinanderfallen, nicht nur bei uns. Natürlich kann es auch noch schlimmer werden, wir scheinen uns in einem Nadelöhr zu befinden. Aber, und das ist vielleicht meine Erziehung von zuhause, ich denke doch, dass Menschen zu wunderbaren Dingen fähig sind. Und es gibt Hinweise darauf, dass das immer mehr Leute erkennen – jeder für sich. Ich glaube, das ist wichtig. Wir werden sehen.

Zur Person: Karsten Troyke ist ein Chansonsänger, Schauspieler und Sprecher aus Berlin. Er gilt als einer der bedeutendsten Interpreten jiddischer Lieder. Aufgewachsen ist er in der DDR und wurde dort zum Regimekritiker. 1989 spielte Troyke in der Berliner Gethsemanekirche, einem damals wichtigen Zufluchtsort für Dissidenten. Heute tritt er vor dem Gotteshaus wieder auf, um auf die Verfehlungen der Corona-Politik aufmerksam zu machen. Seine Webseite: https://karsten-troyke.de/

Mit Karsten Troyke sprach Eugen Zentner Anfang September 2022.